UNMAKING: a research programme on the disruption of capitalism in societal transformation to sustainability

Forschung

UNMAKING: Ein Forschungsprogramm zur sozial-ökologischen Transformation durch das Aufbrechen kapitalistischer Strukturen

Ziel dieses Projekts ist es, zu erklären, ob, wann und wie zivilgesellschaftliche Initiativen jene umweltschädlichen Institutionen und Praktiken aufbrechen (UNMAKE), durch die sich moderne kapitalistische Gesellschaften auszeichnen. Es verwendet dabei eine neue interdisziplinäre Theorie und eine innovative Methodenkombination.  

Motivation

Moderne, kapitalistische Gesellschaften zerstören ihre Umwelt. Der Begriff der nachhaltigen Entwicklung wurde 1990 vorgeschlagen, um das Spannungsverhältnis zwischen Umwelt und unserem Wirtschaftssystem zu überwinden. Bisher jedoch mit nur wenig Erfolg. Umweltzerstörung ist kein leicht behebbarer Nebeneffekt sondern ein grundlegendes Merkmal moderner kapitalistischer Gesellschaften. Die Ansicht, dass eine sozial-ökologische Transformation notwendig ist, gewinnt deshalb immer mehr an Akzeptanz. Wie jene Transformation jedoch zustande kommen soll, ist noch offen. Zivilgesellschaftliche Initiativen könnten dabei eine wichtige Rolle spielen. Bisher herrscht jedoch Uneinigkeit, inwieweit sie einen bedeutenden Einfluss auf Gesellschaften haben können.

Forschungsfrage

Inwieweit, unter welchen Bedingungen und durch welche Prozesse brechen (UNMAKE) zivilgesellschaftliche Initiativen moderne, kapitalistische Institutionen und Praktiken auf?

 Erwartete Ergebnisse

Das Forschungsprojekt wird zivilgesellschaftliche, landwirtschaftliche Initiativen vergleichend analysieren um

  1. die Mechanismen des Aufbrechens kapitalistischer Strukturen zu identifizieren und kategorisieren, die in zivilgesellschaftlichen Initiativen stattfinden;
  2. zu erklären, ob und wie jenes Aufbrechen Raum für Alternativen schafft – auf individueller, gesellschaftlicher wie sozioökologischer Ebene;
  3. zu verstehen, wie die Mechanismen des Aufbrechens auf den verschiedenen Ebenen interagieren;
  4. zu erklären, warum das Aufbrechen kapitalistischer Elemente vor dem Hintergrund unterschiedlicher Kapitalismustypen zu verschiedenen Resultaten führt;
  5. eine Theorie des Aufbrechens kapitalistischer Strukturen als Aspekt der gesellschaftlichen Transformation zur Nachhaltigkeit zu entwickeln.

 Was ist ‘UNMAKING’?

Das Konzept UNMAKING (engl. to unmake = aufheben, ungeschehen machen)  wird in diesem Forschungsprogramm eingeführt, um Prozesse zu beschreiben, die bewusst und auf mehreren Ebenen Platz für Alternativen schaffen, die inkompatibel mit kapitalistischen sozioökologischen Strukturen sind. Zu diesen Prozessen gehören sowohl offene Konfrontationen als auch ein endgültiger Rückzug aus dem dominanten System.

Beispiele sind: (1) Mitglieder des Transition Town Movement, die sich durch einen sogenannten ‘inneren Wandel’ (inner transition) von bestimmten (für Mensch und Umwelt schädlichen) Gewohnheiten befreien um ein harmonisches Zusammenleben mit Mensch und Natur zu erreichen; (2) Urban Gardeners (Urbane GärtnerInnen), die materielle Strukturen zurückbauen, um ihnen neue Bedeutung zu verleihen und sie in Orte der Nahrungsproduktion umzuwandeln; (3) das Ecovillage (Ökodorf) Lammas, welches die Walisische Regierung durch Lobbyarbeit dazu bewegt hat, standardisierte Landnutzungsklassifikationen und Raumplanungsgesetze abzulehnen, um Land für selbstgebaute ökologische Wohngebäude zu sichern; (4) die Fordhall Farm in England, welche den ökonomischen Wachstumszwang ablehnte, und dadurch Bedarf nach innovativen “Popular Shareholding” Modellen kreierte.

Fallstudien und Methoden

Dieses Programm beschäftigt sich damit, ob und wie kapitalistische Strukturen bereits heute durch Initiativen der Permakultur und Solidarischer Landwirtschaft aufgebrochen (UNMADE) werden. Diese Initiativen sind zivilgesellschaftliche Initiativen, die eine gesellschaftliche Transformation anstreben und diese potenziell voranbringen können.

Eine Auswahl verschiedener Permakultur- und Solidarische Landwirtschafts-Initiativen (Community Supported Agriculture) in Italien, Deutschland, den Niederlanden und Spanien wird im Rahmen des Programms über fünf Jahre hinweg untersucht. Ziel ist dabei, durch die vergleichende Analyse von Narrativen kausale Zusammenhänge in komplexen sozioökologischen Systemen zu rekonstruieren. Hierfür werden die Methoden der Event Structure Analysis (ESA) und der Vergleichenden Qualitativen Analyse miteinander kombiniert.

Originalität

Diese Forschung:

  1. Verfolgt den Ansatz, dass die sozial-ökologische Transformation auch vom Abbau und dem Aufbrechen kapitalistischer Strukturen bedingt ist, und nicht nur durch Innovation herbeigeführt werden kann
  2. Verwendet Theorien, die bisher in der Analyse der sozial-ökologischen Transformation nicht berücksichtigt wurden
  3. Wendet Mixed Methods (Methodenkombination) an, um Veränderungsprozesse und generalisierbare Kausalmechanismen in komplexen sozioökologischen Systemen zu identifizieren.